Also
manchmal, und zwar sehr oft, würde ich gerne etwas sagen. Zu gewissen, sehr konkreten
Menschen und immer wieder kehrenden, nicht spektakulären aber dennoch
verstörenden Situationen, die einem täglich in der freien Wildbahn so begegnen. Denn:
Für Schweigen wären sie viel zu schade.
Da gäb’s zum Beispiel die Lady beim Frisör,
die zum fünften Mal über ihr Zuspätkommen berichtet, weil sie in
einer unverzichtbaren Sitzung festgehangen ist. Dicht gefolgt vom Update über Privat-
und Berufsleben, gekonnt gequetscht in einen Acht-Minuten-Monolog. Man könnte fast
den Eindruck gewinnen, sie hätte seit den frühen Morgenstunden nur darauf gewartet,
dass ihr endlich jemand zuhört. Und das, obwohl man sie gar nicht überhören kann. Da möchte man ein Hintergrundklatschen einbringen oder eins
dieser dramaturgisch einwandfrei platzierten „ohs“, die es sonst nur in amerikanischen Sitcoms
gibt. Oder zu diesen gewissen Menschen auf der Rolltreppe - die sich so nah an einen ran stellen, dass sie
jede einzelne noch so dezent verarbeitete und teuer bezahlte Shadow-Haarsträhne
erkennen können – für die habe ich folgende Botschaft: Manchmal im Leben,
da sind zwei Schritte zurück mehr wert, als einer nach vorn. Fast täglich auch, begegnet mir jemand, der im Strom einer Gehsteig-Menschenmasse ganz
plötzlich stehen bleibt oder wie aus dem Nichts geisterfahrermässig die
Richtung wechselt – zu diesem Fall kann nur kopfschüttelnd und mit einem Augenroller den Satz beendend sagen: Hat irgendjemand schon jemals einen
Fisch gesehen, der im Fischschwarm einfach so umkehrt? Oder gar nicht mehr weiter
schwimmt? Nein! Und warum nicht? Weil das ein ungeschriebenes Gesetz des Universums
ist. Ein naturgegebener, kollektiver, lebewesenübergreifender Instinkt. Man macht es einfach nicht. Hallelujah!
Da wären dann auch noch die In-die-U-Bahn Drängler, während noch nicht mal jemand draußen ist. Und das ist - wie soll ich sagen - so als würde man versuchen
in ein volles Joghurt noch ein zweites zu quetschen - nur so als Gedanke. Neulich,
da wurde ich von einer Mutter dampfwalzenmäßig vom Gehsteig gerammt - ich meine, nichts gegen Mütter mit
Kinderwägen, aber was wäre wenn ich auch dampfwalzenmäßig einfach nicht
ausweichen würde? Als erstes würde es doch das arme Kind treffen. zzz, kann ich da
nur sagen. Dann gäb’s da auch noch die Jenigen, die sich die gesamte
Filmspielzeit im Kino darüber aufregen, dass andere reden. Was soll
man dazu noch sagen? Und vorige Woche erst, wurde ich von einer Dame angemotzt,
während ich vor dem Regal auf der Suche nach einem Buch war: „Müssen Sie hier
so rumstehen?!“ – „Nein, ich kann mich auch hinlegen, wenn Ihnen das lieber
ist.“ Den, die Mariahilferstraße belagernden Greenpeace-Weltrettern, muss ich bedauerlicherweise mitteilen: Ich kaufe weder Wale noch Regenwälder. Dafür ist meine
Wohnung einfach zu klein. Ich schwöre. Und zu guter Letzt an die Dame beim Humanic, die mich während meiner potenziellen Neuschuhanprobe fragt, ob es ihre Schucherl im Lager noch in Größe 39 gibt. „Echt jetzt?!“ – das musste
einfach mal gesagt werden!